Mitteilung zur Studienfahrt nach Polen im Mai 2023

 

Nach der Corona-Phase hat das Projekt „Wege zur Erinnerung“ zwischen unseren Partnerschulen im Mai 2023 erstmalig wieder stattgefunden. Die betreuenden Lehrkräfte sehen ihren pädagogischen Auftrag im Rahmen dieses Projekts darin, die ausgewählten polnischen und deutschen Schülerinnen und Schüler zusammenzubringen und an die Geschehnisse in der Zeit des Nationalsozialismus zu erinnern. Im Rahmen von Studienfahrten sollen die Teilnehmenden aus der grausamen Geschichte für eine bessere gemeinsame Zukunft lernen und dementsprechend ihre gesammelten Erlebnisse weitertragen an die breitere Schülerschaft sowie Freunde und Verwandte im privaten Bereich.

Vom 20. Mai bis zum 26. Mai 2023 trafen sich somit 20 Schülerinnen des Berufskollegs Kohlstraße der Stadt Wuppertal aus den Bildungsgängen der Kinderpflege, Erzieher/in, Sozialassistenten und Fachoberschule mit 21 Schülern und einer Schülerin aus der technischen Partnerschule Zespól Szkót Techniczno-Informatycznych in Gleiwitz.

Im Rahmen dieser Begegnung besuchten alle Teilnehmenden gemeinsam bedeutende geschichtliche Orte in Breslau, Gleiwitz, Krakau und vor allem Auschwitz. Besonders die mehrstündigen Führungen durch das Stammlager und durch Auschwitz-Birkenau führten die Schülerinnen teilweise an ihre Grenzen der emotionalen Belastbarkeit. Hierbei erfuhren sie, wie diese Konzentrations- und Vernichtungslager für die internierten Gefangenen schnell zu einem Schauplatz des grausamen Holocaust wurden. Zitat einer Schülerin: „Die Tage in Auschwitz waren der Hammer, bei den Führungen durch das Stammlager und durch den riesigen Lagerkomplex in Birkenau erfuhren wir viel über die Funktionsweise eines der größten je stattgefundenen Massenmorde begangen durch die Nationalsozialisten im Dritten Reich.“

Ebenso emotional waren die Gefühle aller polnischen und deutschen Schülerinnen und Schüler bei der Berichterstattung einer Überlebenden im Galizja-Museum von Krakau. Das Gehörte und die anschließenden Umarmungen waren für die Teilnehmenden gleichsam bewegend und bleiben sicher nachhaltig in ihren Erinnerungen. In den Workshops zum 11. Gebot „Sei nicht gleichgültig“ und „Vom Stereotyp zur Diskriminierung“ war die intrinsische Motivation der deutschen Schülerinnen, sich mit diesen schwierigen Themen auseinanderzusetzen, durch eine rege Beteiligung besonders deutlich.

Im Mittelpunkt des Projekts „Wege zur Erinnerung“ steht immer auch die Kontaktaufnahme und der persönliche Austausch zwischen den Schülerinnen und Schülern beider Partnerschulen aus Gleiwitz und Wuppertal. Nicht nur im Rahmen der Besichtigungen und Führungen an den geschichtlichen Orten, sondern besonders durch viele gemeinsame überwiegend abendliche Unternehmungen haben sich deutsch-polnische Kleingruppen ergeben, die ihren Kontakt auch nach Abschluss dieser Studienfahrt weiter aufrechterhalten. Im Austausch ihrer Meinungen und Erfahrungen stellten die Teilnehmenden fest, dass die Ängste und Probleme von jungen Menschen in beiden Ländern ähnlich sind. Durch die Kommunikation auf englischer Sprache haben sie dabei Schwächen wie Schüchternheit, Unsicherheit oder Furcht vor etwas Unbekanntem überwinden müssen.

Ein gelungener Abschluss dieser Studienfahrt – auch für das polnisch-deutsche Leitungsteam – war dann der Grillabend im Park Slaski mit Gitarrenspiel und vielen guten Gesprächen. Die gewonnenen nachhaltigen Eindrücke werden über Fotos, Videos und Berichten auf den jeweiligen Homepages der Partnerschulen transparent gemacht. Als Fazit bleibt festzuhalten, dass dieses Projekt „Wege zur Erinnerung“ unbedingt fortgesetzt wird und die polnischen Schülerinnen und Schüler nach Wuppertal eingeladen worden sind. Weitere Kooperationsgespräche sind selbstverständlich schon erfolgt.

Die Schulleitungen und die betreuenden Lehrkräfte der beiden Partnerschulen bedanken sich für die finanzielle Unterstützung des Deutsch-polnischen Jugendwerks (DPJW). Ohne die Förderung des DPJW wären die Austausche und die Gedenkstättenfahrten in dieser Form nicht möglich, da diese auch die Teilnahme der Schülerinnen und Schüler unabhängig ihres sozialen Status gewährleistet.